Eine Pfarrerin am Anfang ihres Dienstes, und eine voll mit Erfahrung langer Jahre. Zusammen mit dem landauf-landab die Sorgen hörenden Regio-Lokalen Koordinator, der Superintendent Dr. Reinmuth dabei – mit einem klaren Votum des Kreissynodalvorstandes für die Agentur im Rücken. Unter der Koordination von Dr. Wagner, bei dem zuletzt mit der Kollegin von der anderen Stadtseite die Fäden für die große „Erste Herforder Segenshochzeit“ zusammenliefen – 30 Trauungen auf den ersten Schlag. Überhaupt kein Zweifel in der Arbeitsgruppe über den Bedarf!
Ort und Zeit des Zündfunkens sind genau erinnert, 3. Mai 2023, 14:20 Uhr, hinten links im DASA-Dortmund, Ann-Christin Schneider schreibt auf einen Zettel „Sichtbarkeit. Ansprechbarkeit. Kund:innenorientierung“ Gerald Wagner sagt: „Wir hätten doch hier das Setting für diesen Experimentierraum, oder?!“, und seit dem geht’s voran.
Inhaltlicher Ausgangspunkt sind bis heute diese Erfahrungen: 3 Herforder Gemeinden machen ein Tauffest und sofort melden sich 21 Familien an, „Ist ja sonst so kompliziert bei der Kirche, hier ist endlich alles ganz einfach.“ 8 Herforder PfarrerInnen und Pfarrer organisieren die Erste Herforder Segenshochzeit, 30 Paare melden sich an, viele mit dem Hinweis „Die große Form wäre nicht das Richtige, aber das.“ Zugleich meldet der Kirchenkreis: Wir machen in 7 Jahren aus 47 Pfarrstellen in den Ortsgemeinden 17 Pfarrstellen – aber die Menschen wollen ja was. Wir haben eine Idee, wie das hier zusammen gehen könnte. Und wir haben die Ressourcen, jetzt nach vorne zu gehen, anstatt nach hinten zu weichen.
Ein Teil der 96.000 Evangelischen im gesamten Kirchenkreis Herford haben einen klaren Bezug zur Ortsgemeinde und werden meist auch bei Kasualien einen Verantwortlichen vor Ort finden. Diese brauchen keine Agentur, diese brauchen Personal in den Parochien, das etwas entlastet wird – dabei hilft die Agentur. Das ist erklärtes Ziel. Andere der 96.000 Evangelischen im Kirchenkreis Herford haben bereits beschlossen, ihre Wendepunkte des Lebens ohne kirchliches Personal zu begehen. Trauerarbeit ist angesagt, diese Menschen erreichen wir gerade nicht – auch nicht mit dieser Kasualagentur, seien wir ehrlich! Aber aufgepasst: Eine wachsende Anzahl der Evangelischen ist wählerisch und noch unentschieden: Wenn das sympathische Team Comes – ohne groß suchen zu müssen – zum Wunschtermin ein Kasualangebot nach eigenen Vorstellungen am gewählten Ort organisieren kann, dann: gerne genommen! Die erzählen dann weiter, dass „die Evangelischen“ zu Taylor Swift an den Gräbern was zu sagen hatten. Und die sind begeistert, dass die Wald-Bestattung sofort übermorgen – mit nur zwei Angehörigen – sicher ging – trotz Sommerferien. Aber die Decke ist dünn. In Zahlen, hier nur mal für die Kasualie Bestattung berechnet: Der Anteil der Kirchlich Bestatteten schwankt stark, in einige Quartieren des südlichen Kirchenkreises werden bereits jetzt 33% der Evangelischen nicht mehr kirchlich bestattet. Andernorts im Norden liegt in diesem Bereich die Quote der kirchlichen Amtshandlungen an Kirchenmitgliedern aber bei starken 81%, man kommt um die Feststellung eines deutlichen Nord-Süd-Gefälles kaum herum. In Zahlen: Von den 1200 im Jahr 2022 verstorbenen Kirchenmitgliedern des südlichen Kirchenkreis wurden 900 Personen durch eine/n VertreterIn der evangelischen Kirche bestattet (also im reinen Durchschnitt: 75 % evangelische Bestattungsquote). Die offenbar spezifische Altersstruktur der Kirchenmitglieder macht das zu einem herausragend großen Arbeitsfeld, man könnte von einer „doppelten Übersterblichkeit“ (im Vergleich zu Durchschnitt aller Herforder BürgerInnen) unter den Kirchenmitgliedern sprechen. Auf Pfarrstellen in absehbarer Zukunft gerechnet: Man käme – ohne Unterstützung – rein rechnerisch auf 70 Kasualhandlungen p.a. pro 100% PfarrerIn in Parochie. Zum Vergleich: Jenseits aller tatsächlichen stochastischen Cluster und individuell empfundenen Arbeitsspitzen, liegt der südliche Kirchenkreis bisher nur bei 39 Kasualhandlungen p.a. pro 100% OrtspfarrerIn. Ziel ist, dass Menschen sich betreut fühlen, Ehrenamtliche sich befähigt sehen und die Hauptamtlichen gesund bleiben.
In 3 Jahren hat das „Team Comes“ der Kasualagentur Herford das erste Mal ein Routine-Jahr: 120 Bestattungen, immer individuell, selber vollzogen, in 110 Fällen geholfen, den richtigen Profi vor Ort zu finden. Den Background für die „Dritte Herforder Segenshochzeit“ gebildet und 20 Trauungen im Hochsommer selber durchgeführt. Die Hälfte der bei Beerdigungen engagierten LaienpredigerInnen im Kirchenkreis hatten dann bereits Kontakt zum Team, sie fühlen sich gesehen. Der Beirat der Agentur, mit VertreterInnen aus Hospizbewegung, Bestattungsverband uvm. (gegründet Anfang 2025) hat in 3 Jahren Lust auf eine erste Auswertung. 5 Mal waren dann Teams aus anderen Kirchenkreisen zu Besuch mit der Frage: Wenn wir auch sowas im ländlich-urbanen Raum machen, was könnte man dann besser machen. Deren Kasualpredigten zu Adeles „Someone“, Gianna Nannini, Zeppelins „Stairway“ und Howard Carpendale werden unter der Hand weitergereicht. In 3 Jahren ist die Kasualagentur gebrandet, eine „Marke“.
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